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Fitna

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Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind ein Grundfeiler der Demokratie und auf jeden Fall zu verteidigen. Hierzu gehört eben auch eine gewisse Leidensfähigkeit was den Umgang mit Kritik angeht. Politiker müssen das tagtäglich erleben und auch die christliche Kirche hat schon den ein oder anderen Scherz über sich ergehen lassen müssen. Kritik an öffentlichen Institutionen oder Personen öffentlichen Interesses gehört in Demokratien eben dazu und man muss sich damit arangieren. Das dies nicht immer leicht ist, zeigten die Mohammed Karikaturen vor einiger Zeit wohl am offensichtlichsten. Seit dem gibt es immer wieder eine Diskussion darüber, ob der „Westen“ nun bereits kapituliert oder ob man nicht zuviel Provoziert.

In diese Richtung sollte wohl auch der Film Fitna des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders gehen. Ich habe ihn mir inzwischen auch angesehen und muss sagen: Nicht viel neues drastisch verpackt.

Der Film beginnt mit der Karikatur des Mohamed mit Bombe als Turban. Anschließend werden immer wieder Suren aus dem Koran gezeigt und dazu dann Bilder der Terroranschläge von New York, Madrid oder London. Später schließlich Aussagen über den Islam als führende Ideologie der Welt, über deren Verhältnis zu anderen Religionen und insbesondere den Juden und ähnlichem. Schließlich geht es dann um die Bedrohung westlicher Werte durch den Fundamentalismus.

Und so richtig seine Warnung diesbezüglich ist, so geht sie auch unter in einer Verallgemeinerung. Tobias Kaufmann hatte dies für den Kölner Stadtanzeiger wie folgt kommentiert:

Er provoziert gefährliche Extremisten, diktatorische Regime – das ist mutig und aller Ehren wert. Aber er attackiert eben auch eine Minderheit, die zu den schwächsten Gliedern in den europäischen Gesellschaften gehört. Das ist schäbig. Denn dem Film fehlt es an Empathie mit jenen Menschen, die die ersten und häufigsten Opfer jener faschistisch-religiösen Bewegung sind, vor der Wilders warnt: Muslimen. Die Bilder gepeinigter Frauen in Wilders Werk sind, so der Eindruck, nur Mittel zum Zweck. Nicht eine unbeugsame, pathetische, rücksichtslose Treue zu den Menschenrechten scheint diesen Film anzutreiben, sondern das Kalkül, unverzichtbare Werte für eine Anti-Einwanderungskampagne zu missbrauchen.

Ein Mädchen im Film wird also beispielsweise eher dafür benutzt zu zeigen, dass schon Kinder gegen Andersgläubige aufgehetzt werden, anstatt den wichtigeren Kritikpunkt – die Gehirnwäsche – zu betonen.

Man hat es nunmal eher mit einer fundamentalistisch radikalen Minderheit zu tun, die mit dem Leben der Mehrheit der Muslime in Europa nicht sehr viel gemein hat. Man muss dafür sorgen und auch einfordern, dass auch muslimische Bürger in unserer Gesellschaft verankert werden und die Werte des Zusammenlebens hier anerkennen. Mit solchen Filmen hingegen baut man Mauern wieder auf, die eigentlich verschwinden sollten. Der niederländische Premierminister Balkenende hat deshalb auch gefordert „Brücken zu bauen und Vorurteile zu überwinden“.

Das Video ist dazu nicht geeignet, sondern schürrt eher irrational und übertrieben die Angst vor einer Islamisierung Europas und grenzt Muslime weiter aus.


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